Wäre es möglich, meinen Kieferorthopäden zu verklagen?

Dieses Thema im Forum "Allgemeines Forum" wurde erstellt von Mondschein, 18 Mai 2013.

  1. Mondschein

    Mondschein New Member

    Hallo liebe Leute,
    Ich melde mich nun auch nach Ewigkeiten wieder, nachdem ich früher seeehr viel hier mitgelesen und -geschrieben habe.
    Natürlich habe ich auch ein Anliegen. Und ich göaube, ihr seid wirklich die einzigen, die mir helfen können!
    Ich fange am besten ganz am Anfang an.
    Im Mai 2008 bekam ich, wegen eines Kreuzbisses (bei einem Zahn im Oberkiefer) und Engstand im Unterkiefer eine feste Zahnspange. Diese trug ich bis November 2009, zwischendurch auch mit Elastics von hinten oben nach vorne unten, da mein Unterkiefer etwas zu weit vorne lag, was durch die Behebung des Engstandes natürlich noch verstärkt wurde.
    Nach der festen Spange bekam ich zum Halten zwei Lose, ich weiß nichtmehr, wie der genaue Name für diese war. Auf jeden Fall hat mein Kieferorthopäde mit ihnen sowohl meinen Unter- als auch Oberkiefer noch ein wenig "geweitet", weshalb hat er mir nie gesagt. Es ging dabei auch nur um 3-4 Millimeter.
    Letztes Jahr im Juni hat er mich dann endlich aus der Behandlung entlassen und ich galt offiziell als fertig.

    Nun der nicht so schöne Teil der Geschichte:
    Kurze Zeit, nachdem mir die feste Spange eingesetzt wurde, begann mein linkes Kiefergelenk zu knacken. Das habe ich dann auch sofort dem Kieferorthopäden berichtete, der dies mit "das ist ganz normal" abtat. Das knacken wurde stärker, bis dahin, dass ich morgens meinen Mund teilsweise nichtmehr ohne zutun meiner Hände aufbekam. Den Kieferothopäden machte ich bei jedem Termin darauf aufmerksam, aber er unternahm nichts. Auch als meine feste Spange draußen war, änderte sich am Knacken nichts, stattdessen hatte ich immer häufiger Nackenverspannungen, die fast migräneartige Ausmaße annahmen, sowohl von meiner Hausärztin als auch von meinem Kieferorthopäden wurde mir (unabhängig voneinander und mit einem längeren zeitlichen Abstand) eine cranio-mandibuläre Dysfunktion diagnostiziert und Krankengymnastik verschrieben, die aber nichts wirklich am Knacken änderte.

    Bis heute dauern sowohl das Knacken als auch die Nackenverspannungen an.
    Nun war ich (reichlich spät, ich weiß, ich weiß, und ich ärgere mich auch genug darüber) endlich mal bei einem Zahnarzt, der auf diese cranio-mandibuläre Dysfunktion spezialisiert ist. Der hat mir mit einem Blick, ohne zu dem Zeitpunkt große Untersuchungen gemacht zu haben, dass mein Biss absolut nicht stimmt und überhaupt nicht zu meinem Kiefergelenk "passt", dass das Knacken dadurch verursacht wird.
    Er hat mir einen "Aqualizer" gegeben, so eine Art Schiene, die durch Wasserkissen verhindert, dass man aufeinanderbeißen kann. Und siehe da: nach nur 20 Minuten Tragezeit konnte ich meinen Kiefer ohne knacken öffnen - allerdings auch nicht mehr zubeißen, da die oberen Schneidezähne und die unteren Schneidezähne ungefähr auf gleicher Höhe waren, der Unterkiefer also bei entspannter Kiefermuskulatur ein bisschen nach vorne gekommen ist.
    Sobald ich den Unterkiefer wieder in die gewohnte Position brachte, knackte es wieder wie immer beim öffnen.

    Tja, nun muss ich wohl entweder eine komplett neue kieferothopädische Behandlung beginnen - oder aber mein Leben lang eine Schiene tragen, die nur die Symptome bekämpft.
    Mäßig gute Aussichten finde ich, vorallem, wenn man eine kieferothopädische Behandlung hinter sich hat und eigentlich dachte, dem Kiefer ginge es nun gut. Auch, weil ich die Kosten nun, als Studentin, nur sehr schwer stemmen kann.


    Tut mir Leid, der Beitrag ist ziemlich lang geworden, wenn ihr bis hierhin gelesen habt, danke ich euch!
    Und jetzt brauche ich euren Ratschlag. Wäre es irgendwie möglich, meinen Kieferorthopäden zu verklagen? Denn ist dass nicht schon fast Körperverletzung, was er da betrieben hat? Ich muss zugeben, ich kenne mich in solchen rechtlichen Dingen leider ganz und garnicht aus. :(
    Ihr seid also meinen letzte Hilfe!

    Liebe Grüße
    Mondschein

    P.S.: Da gab es auch noch eine andere Geschichte, weshalb ich schonmal überlegt hatte, ob man meinen KFO nicht verklagen könne, denn möglicherweise wurde durch einen falschen Biss an einer Stelle ein toter, nun wurzelspitzenresektierter Zahn verursacht. Auch dort hatte ich ihm schon vorher berichtet, dass der Zahn stechend schmerzte, aber nach seiner Aussage wäre das nicht schlimm. irgendwann verschwanden die Schmerzen, ich vergaß es - und erst ein halbes Jahr später, als sich ein "Eiterabfluss" den Weg nach außen in den Mund suchte und ich deshalb zum Zahnarzt ging, stellte sich heraus, dass dort eine fette Entzündung an der Zahnwurzel war und der Zahn schon komplett tot. Beim Zahnarzt wurde ich gefragt, ob sie denn nicht mal wehgetan hätte, die Entzündung. Daraufhin erzählte ich von der Aussage des Kieferorthopäden, wovon mein Zahnarzt nicht begeistert war..
    -> aber diese Geschichte gehört eigentlich garnicht richtig in dieses Posting, und ich wollte es eigentlich nur "kurz" erwähnen. Mich kurzfassen war noch nie meine Stärke. ;)
     
  2. Masi

    Masi Moderator Mitarbeiter

    Hallo Mondschein,

    erst Mal, willkomen im Form. Es tut mir echt leid für dich, dass deine Behanldung so schlecht abgelaufen ist.

    Zu deiner rechtlichen Frage, kann ich dir nur empfehlen einen Rechtsanwalt aufzusuchen, denn dieser kennt sich mit der Rechtslage aus und kann dich auch untersützen und vertreten. Wie Alt warst du, als die Behanldung beik KFO statt fanden?

    Masi
     
  3. Mondschein

    Mondschein New Member

    Danke für die Antwort, Masi.

    Wie Alt warst du, als die Behanldung beik KFO statt fanden?

    Ich war 15, als die Behandlung begann und fast 19, als sie endete.
     
  4. Masi

    Masi Moderator Mitarbeiter

    Hallo Mondschein,

    da du größtenteils der Behandlung noch Minderjährig warst, stellte ich mir die Frage, warum hast du deine Eltern nicht mit genommen, und diese hätten den KFO auch nochmals genauer fragen können. Das Hilft dir gerade nicht weiter, deshalb kann ich dir nur raten einen Rechtsanwalt auf zusuchen, wenn du deinen KFO wirklich verklagen möchtest.

    Masi
     
  5. Mondschein

    Mondschein New Member

    Liebe Masi,
    Ja, die Frage stelle ich mir auch. Ich habe meiner Mutter auch regelmäßig vom Knacken erzählt, sie hat es allerdings auch eher nur hingenommen als irgendetwas zu unternehmen. Im Nachhinein hätten sowohl sie als auch ich natürlich darauf bestehen müssen, dass der Kieferorthopäde etwas unternimmt, aber im Nachhinein ist man immer schlauer..
    Auch jetzt ist meine Mutter der Meinung, ich sollte meinen KFO nicht verklagen, denn "das dauert Jahre bis du da irgendetwas erreichst!", aber mir geht es ja nicht primär um irgend eine Zahlung als Wiedergutmachung, sondern darum, dass der Kieferorthopäde mal realisiert, was für einen Sch*** er da konstruiert.
    Danke für deine Meinung!
     
  6. Mondschein

    Mondschein New Member

    Was mir gerade noch einfällt - was natürlich nicht verklagungsrelevant ist, aber vielleicht die Arbeitsweise der gesamten Praxis ein bisschen darstellen kann - ist, dass mir mein KFO beim Abschlusstermin den Abguss eines Gebisses hinhielt mit den Worten: "Schau, so schief und krumm waren deine Zähne mal, und nun guck mal, wie toll sie aussehen" Meine Reaktion, dass dies ganz sicher nicht der Abguss meiner Zähne vor der Behandlung wären, tat er erst wieder ab, meinte, "das kann man sich garnicht mehr vorstellen, dass die mal so schief waren, nicht wahr?" Als ich allerdings drauf bestand, dass das nicht "meine" Zähne waren (ich war mir absolut sicher), hat er mir irgendwann geglaubt und nach dem richtigen Abguss gesucht.
    Da mag man nun sagen, Fehler seien menschlich - es gab aber noch andere Situationen, in denen ich mich gefragt habe, was denn bitte für ein Chaos in dieser Praxis herrscht.

    Der Grund, dass ich dort geblieben ist, ist, dass die Praxis - eigentlich - einen sehr guten Ruf hat. Der KFO behandelt ganzheitlich und mit Ostheopathie usw.
    Wie sie allerdings zu diesem Ruf gekommen sind, ist mir mehr als schleierhaft... genauso, wieso gerade ein KFO, der eben ganzheitlich behandelt, anscheinend nur auf meine Zähne geschaut hat und noch nicht einmal diese gut einstellen konnte.

    Tut mir Leid für diese frustrierten Beiträge, mich ärgert das im Moment einfach nur sehr.
     
  7. Blacksilver

    Blacksilver Member

    Hallo Mondschein,

    ich persönlich sehe nach einem ersten "Drüberlesen" durchaus gute Möglichkeiten, Deine Behandlung haftungsrechtlich klären zu lassen. Dazu empfehle ich Dir ebenso wie Masi, einen Rechtsanwalt zu konsultieren. Das sollte ein Fachanwalt für Medizinrecht sein bzw. ein RA, der sich schwerpunktmäßig mit Arzthaftung beschäftigt. Das kannst Du ggf. über die Rechtsanwaltskammern ausfindig machen oder über die Rechtschutzversicherung. Den Versicherungsschutz solltest Du ggf. vorher (mit Deiner Familie) überprüfen.

    Wichtig ist, dass Du alles gut dokumentieren kannst und ggf. den zeitlichen Verlauf (WER hat WANN von WELCHEN Symptomen/Schäden/Fehlbehandlungen Kenntnis erlangt?) schlüssig darstellst. Eventuell stellt sich eine Verjährungsproblematik (i.d.R. drei Jahre ab Kenntnis oder grob fahrlässiger Unkenntnis), die allerdings durch den beklagten Arzt nachzuweisen wäre.

    Im Rahmen eines zu leistenden Schadensersatzes wären Dir m.E. als sog. Mangelschaden/Mangelfolgeschaden auch die Kosten einer erneuten Behandlung zu ersetzen. Jedoch kann das alles nur ein Rechtsanwalt klären, dem Du das umfassend schildern müsstest. Das geht weit über das hinaus, was hier im Forum geleistet werden kann, und ist sehr stark von dem damaligen individuellen Verlauf abhängig.

    Alles Gute!
    Vroni
     
  8. Asterix

    Asterix Well-Known Member

    Hallo

    Zu dem, was Blacksilver sagt, vielleicht noch eine Anmerkung: Der Schlüsselpunkt zu dem Ganzen sind vermutlich die Akten des Kieferorthopäden. Da der sie nach Behandlungsende ja nur eine bestimmte Zeit aufheben muss, solltest du mit einer eventuellen Klage nicht zu lange warten. Es ist wohl auch besser, wenn du nicht wartest, bis sich durch diese Schiene die Sache gebessert hat. Denn nachträgliche Zahlungen sind eher schwer durchzusetzen.

    Viele Grüße, alles Gute

    A.
     
  9. Masi

    Masi Moderator Mitarbeiter

    Hallo Mondschein,

    bespreche das Thema mit deiner Familie, denn so ein Prozess kann lange dauern und du benötigst in dieser Zeit vielleicht auch Unterstützung, um dieses durch zu haben. Ich würde an deiner Stelle erst Mal mit einen Experten Sprechen und dann entscheiden, ob sich eine Klage reicht.

    Ich wünsche dir viel Erfolg bei deinem weiteren vorgehen. Ich würde mich freuen, wenn du uns weiter berichtet, wie es bei dir nun weiter geht.

    Masi
     
  10. Trinity

    Trinity Well-Known Member

    Hallo Mondschein,

    bist Du rechtschutzversichert? Ohne Rechtschutzversicherung kann es leider ziemlich teuer werden. Das große Problem bei Klagen gegen Ärzte ist wohl immer, jemanden zu finden, der eine Fehlbehandlung bescheinigt. Du müsstest also jemanden finden, der die Unterlagen anfordert und Dir begründet bescheinigt, dass eine Fehlbehandlung stattgefunden hat. Da sich Ärzte aber gegenseitig ungern beschuldigen, könnte das schon die größte Herausforderung sein. Falls Du in Deutschland behandelt wurdest, werden die Unterlagen übrigens 10 Jahre aufbewahrt. Hast Du bereits einen neuen KFO? Was sagt der zu der Behandlung?
     
  11. Mondschein

    Mondschein New Member

    Hallo Blacksilver und Asterix und danke, auch dir Masi, für eure Antworten.

    Trinity, ich fürchte, ich bin nicht rechtschutzversichert.
    Ich bin ja jetzt wie gesagt bei diesem neuen Zahnarzt, der auf CMD (Cranio-mandibuläre Dysfunktion) spezialisiert ist und mir ja auch sofort bestätigt hat, dass da bei mir ganz und gar nicht alles stimmt, was nach einer kieferothopädischen Behandlung eigentlich stimmen sollte. Ohne mich jetzt zu weit aus dem Fenster lehnen zu wollen, könnte ich mir aber vorstellen, dass gerade dieser Zahnarzt meinen Kieferorthopäden schon beschuldigen würde.
    Dieser neue Zahnarzt möchte mir nun eine Relaxationsschiene anfertigen, die die Symptome zwar beseitigt, da sie das "Ineinandergreifen" der Zähne verhindert, solange ich sie trage, aber letztendlich wird das Problem damit nicht behoben.
    Ich habe ehrlich gesagt ziemlichen Respekt vor so einer Klage und vorallem den Kosten, die damit verbunden sind - ich bin wie gesagt Studentin im ersten Jahr und habe noch eine gewissen Zeit vor mir, bis ich so ein richtiges Einkommen haben werde.
    Und auch, wenn mein Kieferorthopäde die Unterlagen 10 Jahre aufbewahrt (ja, ich komme aus Deutschland), was ist mit der dreijährigen Verjährungsfrist?
    Wird die ab dem Moment gezählt, ab dem das Knacken zum ersten Mal auftritt (dann wäre das ganze schon verjährt) oder ab dem Ende der Behandlung bei meinem Kieferorthopäden (dann wäre es noch nicht verjährt)? Ein weiteres Problem wäre nämlich auch, dass ich nächstes Jahr ein Auslandssemester mache und dann ja für längere Zeit nicht in Deutschland wäre, um mich um die ganze Angelegenheit zu kümmern.
    Ach, das ist doch alles bescheuert!
    Ich danke euch für eure Unterstützung! :)
     
  12. Trinity

    Trinity Well-Known Member

    Ich bin mir nicht sicher, ob die Qualifikation eines Zahnarztes dazu ausreichen würde, die Arbeit eines Kieferorthopäden zu beurteilen. Es müsste ja auch nachgewiesen werden, dass das durch einen Behandlungsfehler entstanden ist und nicht schon vorher vorhanden war und ggfls nicht reparabel war (die KFO kann ja auch nicht alles reparieren).

    Da bin ich überfragt. Würde aber eher vom Ende der Behandlung ausgehen, denn während der Behandlung wurde ja noch etwas gemacht.

    Du bist nicht rechtschutzversichert und auch noch ein Jahr abwesend...mmh. Eines alleine spräche schon stark gegen eine Klage. Sowas zieht sich über Jahre. Ich würde ja auch sagen, dass Du einfach mal zum Rechtsanwalt gehst und Dich dort beraten lässt. Aber alleine das ist ja schon so teuer (~200€), dass ich mir das ohne Rechtschutzversicherung stark überlegen würde.
     
  13. Mondschein

    Mondschein New Member

    Ich bin mir nicht sicher, ob die Qualifikation eines Zahnarztes dazu ausreichen würde, die Arbeit eines Kieferorthopäden zu beurteilen.

    Ansonsten hätte ich auch noch eine Kieferorthopädin in petto, die ich persönlich kenne, bei der ich aber wegen aus kassentechnischen Grüänden nicht behandelt werden konnte.


    während der Behandlung wurde ja noch etwas gemacht.

    Ich hatte halt auch immer die Hoffnung, da würde sich noch was tun...


    Wie dem auch sei, ich danke euch allen herzlich für eure Meinungen und Ratschläge! Falls ich tatsächlich den Schritt gehen werde meinen Kieferorthopäden zu verklagen, werde ich euch sicherlich davon berichten!

    Liebe Grüße
    Mondschein
     
  14. TheMatrix

    TheMatrix Member

    Klage bring nichts. Wollte ich mit meinem zweiten KFO machen, aber mein Anwalt hat mir abgeraten da ich alles beweisen muss und somit der KFO die besseren Karten hat.
    Aber du kannst dir gerne einen KFO-Gutachter in der Nähe suchen, der kann dir sagen ob es was bringt.
     
  15. metalfriend

    metalfriend New Member

    Ich hatte auch das Problem mit unfähigem KFO und habe den Behandler gewechselt. Die alte Spange musste raus, alles einmal neu. Mein Anwalt hat mir auch von einer Klage abgeraten, ich habe allerdings die letzten beiden Rechnungen des alten KFO nicht mehr bezahlt. Er hat dann dreisterweise noch eine Mahnung geschickt; ich habe ihm dann schriftlich erklärt, was er für einen Murks gebaut hat und habe danach nie mehr was gehört.
     

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