Stellungnahme Dr. SCHERNGELL

Dieses Thema im Forum "Allgemeines Forum" wurde erstellt von Forumadmin, 28 März 2010.

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  1. Forumadmin

    Forumadmin Administrator Mitarbeiter

    Sehr geehrte Forumbesucher, sehr gerne gebe ich meine Meinung als Dr. Robert Scherngell zu den verschiedenen Punkten ab, die in den letzten Tagen diskutiert wurden. <br /><br />Ob nun Edmar, Kevin, oder wer auch immer die ein und dieselbe Person waren oder nicht, ist fuer mich leider aus Uebersee nicht nachvollziehbar. <br /><br />Nun zu den Themen:<br />Selbstligierende Brackets: Wir haben in unserer Ordination in den letzten Jahren mehrere (insgesamt 4) renommierte Firmen fuer selbstligierende Brackets getestet und sind zu dem Schluss gekommen, dass wir wieder die bewaehrten Brackets anwenden. Unserer Erfahrung nach fehlt die Exaktheit der Zahnverschiebung, da ja die Slottiefe, in der sich der Draht befindet, von der Industrie vorgegeben ist (Beispiel: 4-Wand-System einer bestimmten Firma). Wir verwenden Minibrackets und vorwiegend Drahtligaturen, mit denen wir die Draehte viel exakter in dem Slot einbinden koennen, weshalb wir die Zaehne genau dorthin bewegen, wohin wir sie wollen. Hier geht es vor allem um die Nivellierungsphase (Geradestellen) der Zaehne. <br /><br />Weiters musste ich bei einer bestimmten Marke waehrend der Behandlung mehrmals die leidliche Erfahrung machen, dass immer wieder die Schliessmechanismen kaputt wurden, weshalb der Draht aus dem Slot rutschte und keine Wirkung mehr hatte. In Gespraechen mit meinen KollegInnen wurde mir dieses Problem des oefteren bestaetigt.<br />Bei einem anderen System haben sich die Patienten ueber Druckstellen beschwert, vor allem an der Innenseite der Unterlippe, bedingt durch die groessere Tiefe, die SL Brackets natuerlich aufgrund des Schliessmechanismus aufweisen muessen. Leichte Schmerzen nach dem Bekleben der Spange waren in der Intensitaet und Dauer ca. gleich mit den nichtselbstligierenden Brackets, rund 2 bis 3 Tage.<br /><br />Fakt ist, dass durch die SL Brackets die Kraefte NICHT geringer sind und auch de Zahnbewegung nicht schneller vonstatten geht. Waere hier ein wissenschaftlicher Beweis gelungen, die Industrie wuerde sich natuerlich drauf stuerzen und diese wissenschaftlichen Arbeiten sponsern. Ich konnte bis dato keinen Prospekt einer SL Firma in Haenden halten, auf dem irgendwelche Studien erwaehnt wurden, die diese Vorteile bestaetigten. <br /><br />Ohne Studien kann es nur subjektive Meinungen geben, persoenliche eben, und somit Vorurteile. In der KFO gibt es optimale Kraefte, die angewandt werden sollten, um eine optimale (schnellstmoegliche) und schonende Zahnbewegung zu erzielen. Diese Kraefte werden mit oder ohne SL Brackets erzielt, liegt natuerlich am KFO, diese auch anzuwenden.<br />Wir konnten auch hier die Erfahrung machen, dass mit SL oder „normalen" Brackets die Bewegungsgeschwindigkeit der Zaehne ungefaehr gleich war.<br /><br />Ein weiterer Nachteil, den ich erfahren konnte war, dass sich die Schliessmechanismen mit Plaque und folglich mit Zahnstein verklebten, hier eliminierte sich fuer mich automatisch der vermeintliche Vorteil der besseren Mundhygiene. Bleibt also nur mehr der „Vorteil", dass unsere Patienten mit den SL Brackets aufgerechnet auf die gesamte Behandlungszeit rund 15 Minuten kuerzer auf dem Behandlungssessel sitzen. Ist fuer mich verkraftbar, wenn ich die Nachteile, die sich fuer unsere Ordination und somit fuer unsere Patienten ergeben, bedenke.<br /><br />Die einzig wirkliche Gefahr der SL Brackets jedoch die ich sehe ist, dass vielleicht unerfahrene Behandler glauben, SL Brackets wuerden Wunder wirken und die Fehlstellung von selbst regulieren. Das heisst, nur ein Geradestellen der Zaehne (geht natuerlich schnell) und das war's.<br />Hier wird sich die Enttaueschung in kurzer Zeit fuer Behandler und Patienten einstellen.<br /><br />Kieferorthopaedie bedeutet aber viel mehr als nur ein Ausnivellieren der Zaehne. Kann mitunder aber auch etwas laenger dauern J <br />Zahlreiche meiner ehemaligen Lehrer und namhaften Professoren haben wie ich die Arbeit mit den SL Brackets wieder eingestellt oder von vornherein abgelehnt. Andererseits gibt es zahlreiche Universitaeten, die weiterhin die SL Brackets anwenden oder testen. Wichtig ist natuerlich zu wissen, dass es diese Brackets nun schon seit dem Ende der 30er Jahre gibt, sie sind also nicht wirklich etwas „Neues". Die KFO's, die keine SL Brackets verwenden, verwehren sich auch sicherlich nicht dem Fortschritt, wie ich es aus Ihrem Kommentar, Trinity, herausinterpretiert habe.<br /><br />Wichtig ist fuer mich das am besten zu erzielende Endergebnis fuer unsere Patienten, mit oder ohne SL Brackets und ich bin davon ueberzeugt, dass Dieses von jeder/jedem meiner KollegInnen angestrebt wird. Hier ist es voellig egal, welches System verwendet wird, sondern hier zaehlt einzig und allein die Qualitaet der Behandlung und die Erfahrung der BehandlerInnen.<br /><br />Letztendlich denke ich, dass es hier nicht zu einem „Glaubenskrieg" kommen sollte, ob jetzt eine KFO mit oder ohne SL Brackets besser oder effizienter ist. <br /><br />Dorne an der Rueckseite der Zaehne: Ja es stimmt, dass in der KFO solche Dorne verwendet wurden und werden. Es geht darum, dass bei Zungenpressern begleitend mit einer myofunktionellen Behandlung, solche „Reminders" eingesetzt werden, um die Zunge daran zu erinnern, hinten zu bleiben und nicht zwischen die Zaehne zu druecken. Es muessen jedoch nicht unbedingt Dorne sein, wir kleben in unserer Praxis die SL Brackets, die wir nicht mehr verwenden<br /><br />Die Patienten gewoehnen sich uebrigens sehr rasch an diese Reminders.<br /><br />Dauer der Spange: Sie, Trinity, schreiben in einem Kommentar am 24. Maerz 2010 („Welche Brackets sind die Besten"), dass Sie selbst eine geringe Fehlstellung hatten, die mit 18 Monaten behandelt wurde. Das deckt sich ziemlich genau mit der Behandlungszeit in unserer Ordination. Bei schwierigeren Faellen, meist Extraktionsfaelle, kann es schon sein, das wir die 30 Monatsmarke erreichen was, verglichen mit den internationalen Standards sicherlich nicht zu lange ist. Ich selbst bin in regelmaessigem Erfahrungsaustausch mit KollegInnen verschiedenster Laender, auch was die Laenge der Behandlunsdauer betrifft. <br /><br />Ich stimme mit einem Beitrag im Forum vollkommen ueberein (Edmar, Kevin, oder wer auch immer), dass die Behandlungsdauer kein Wettlauf werden sollte, der letztendlich nur auf Kosten der Qualitaet geht und somit den Patienten, aber auch uns KFO's trifft.<br /><br />Preis der Spange: Es stimmt, dass unser Preis fuer die Saphir ICE Brackets (ehemals INSPIRE) beim ersten Hinsehen hoch erscheint. Jedoch sind Ersatzbrackets (Bruch, Verlust) dafuer kostenlos, wir empfehlen meist auch kosmetische Brackets nur an der Oberkiefer Front 3-3. Das sind die Zaehne, die am meisten beim Lachen gezeigt werden. Weiter hinten macht es nicht wirklich Sinn, wird jedoch manchmal verlangt. Werden kosmetische Brackets auch im Unterkiefer verwendet, ergeben sich unserer Erfahrung nach wieder kleinere Ungenauigkeiten in der Zahnbewegung, da diese Bracktes aufgrund ihrer Sproedigkeit eine gewisse Breite aufweisen muessen, wodurch sich die Interbracketdistanz verringert.<br /><br />Beim Gesamtpreis inklusive der weissen Brackets decken sich die Kosten mit dem Durchschnitt der KFO's, also ich denke, fair kalkuliert.<br />Hiermit bin ich mit meinem Statement schon wieder fertig. <br /><br />Ich moechte betonen, dass oben genannte Aussagen meine EIGENE MEINUNG darstellen und auf meine eigene Erfahrung beruhen!
     
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