Evolution der Behandlungsmethoden?

Dieses Thema im Forum "Feste Zahnspangen" wurde erstellt von stefans, 20 Februar 2012.

  1. stefans

    stefans New Member

    Hallo, hab diesmal eine etwas ambitionierte Frage, die wenn überhaupt wahrscheinlich am ehesten noch von Mitarbeitern der Krankenkassen oder engagierten Kiefernorthopäden/mitarbeitern zu beleuchten ist:
    auch wenn es mich selbst nicht mehr betreffen wird, würde ich doch gern mal wissen: in den letzten Jahren hat sich doch die Kieferorthopädie generell ziemlich stark weiterentwickelt, ich denke da an Damonsystem, Lingualspangen, allgemein die durchsichtigen Brackets, Invisalign, etc.
    Die Krankenkassen übernehmen seit jeher immer nur die Kosten für die klassische Spange mit globigen Metallbrackets, normalen Bögen, Gummiligaturen. Irgendwann müsste sich dann doch aber ein neues System als so viel besser und wirkungsvoller herausgestellt haben, dass man sagen kann: wir stellen die Produktion der klassischen Brackets ein und bieten jetzt zum Beispiel nur noch Minibrackets oder Damonbrackets oder durchsichtige Brackets an und definieren so einen neuen Standard, der dann so auch von den Kassen getragen wird. Denn in der reinen Herstellung dürften ja die Kosten für die neuen Brackets und Bögen bei entsprechender Stückzahl nicht über den Kosten für klasssische Brackets und Bögen liegen? Zunächst ist natürlich ein innovatives Produkt teurer, doch nach einigen Jahren sollte es doch das alte komplett zum gleichen Preis ablösen können oder nicht? Wenn ich dem Glauben schenke, was meine KFO so sagt, dürften ja die klassischen Metallspangen gar nicht mehr eingesetzt werden, so viel langsamer, zahnschädigender und unflexibler sind die im Vergleich zu den neuen Produkten. Natürlich spielt da bei ihr und sicher auch bei vielen anderen KFOs der Blick aufs Geld ne Rolle, weil sie bei modernen Behandlungsmethoden auch mehr Gewinn machen (nehm ich einfach mal an?) aber dennoch ist ja nicht von der Hand zu weisen, dass z.B. thermoelastische Bögen schmerzfreier und schneller das gewünschte Ergebnis erzielen oder Minibrackets unauffälliger und leichter zu pflegen sind.
    Zusammenfassend also meine Frage: Gibt es irgendwelche Trends, Bestrebungen, Bewegungen weg von der klassischen Spange hin zu moderneren Techniken, die dann auch von der Krankenkasse übernommen werden oder bleibt es ewig bei dem Zwei-Klassen-System nach dem Motto "wer es sich leisten kann bekommt eine gesündere, wirkungsvollere, ästhetischere Spange und alle anderen müssen sich weiter mit der Maxispange herumschlagen"?
     
  2. Trinity

    Trinity Well-Known Member

    Ich gehe mal davon aus, dass wir von der gesetzlichen Krankenversicherung reden, oder? Die Privaten machen das ja für sich aus.

    Es gibt aber auch KFOs, die von den neuen Systemen gar nichts halten (gehen zu schnell kaputt, keine große Verbesserung, scharfkantig usw.). Deine KFO hat Dir ja aber auch eine "klassische" Metallspange verpasst. Sie hätte das verweigern können. Wenn die alten Produkte wirklich so schlecht sind wie sie sagt, dürfte sie ja nicht mehr entsprechend ihren eigenen Ansprüchen arbeiten können und sollte konsequenterweise klassische Metallspangen nicht mehr anbieten. Es gibt KFOs, die genau das aus den Gründen tun.

    Ist das so? Gerade bei thermoelastischen Bögen bin ich noch immer nicht wirklich überzeugt, wem die wirklich wie helfen.

    Ich denke, dass man hier schon unterscheiden muss. Ästhetische Spangen kann meiner Meinung nach jeder für sich selber bezahlen. Funktionale Verbesserungen wären sicherlich eine Überlegung wert, aber leider sind die aktuellen Geräte zum Teil ja auch umstritten. Dennoch wissen wir alle, dass die Kostenübernahme von Krankenkassen meist nicht zeitgemäß ist. Ich früchte allerdings, dass die KK an der Stelle nicht mal der schuldige ist. Soweit mir bekannt, ist es den Krankenkassen vom Gesetzgeber vorgeschrieben, dass die Zahnspange über 18 nur noch in den bekannten Ausnahmefällen übernommen wird und auch nur die Metallspange übernommen werden darf. Der Spielraum der Krankenkassen ist also extrem gering bis gar nicht vorhanden. Deswegen gibt es auch unter den GKVs überhaupt keine Unterschiede (das ist in anderen Bereichen der Medizin durchaus so). Da erst zum 1.1.2012 die GOZ (Gebührenordnung der Zahnärzte) nach über 20 Jahren überarbeitet wurde und dort meines Wissens nach keine Änderungen bezüglich Zahnspangen gemacht wurden, würde ich mal davon ausgehen, dass sich innerhalb der nächsten 10-15 Jahre wohl nichts tun wird.

    Noch abschließend: Entgegen der häufigen Meinung, ist das auch kein Weltuntergang :). Die klassische Zahnspange tut ihren Dienst und hilft somit dem Partienten. Meines Erachtens ist das ein echtes Luxusproblem. Viel wichtiger wäre eine Kostenübernahme über 18 bei größeren Fehlstellungen. ich lese von so vielen, die sich nicht mal die normale Spange über 18 leisten können und mit ewig schiefen Zähnen und Kiefergelenksproblemen rumlaufen.

    Letztlich darf man auch nicht vergessen, dass wir es schon richtig gut haben. In anderen Ländern wird die Zahnspange gar nicht übernommen. In Österreich zum Beispiel bezahlt die KK nur einen Bruchteil der Kosten im Jahr - dafür aber auch über 18. Ich glaube, in der Schweiz sieht es sogar noch schlechter aus.
     
  3. stefans

    stefans New Member

    Da hast du natürlich vollkommen Recht. Das ist Jammern auf hohem Niveau:). Ich wollte eigentlich auch gar nicht so kritisch rüberkommen wie es in dem Post wahrscheinlich klang, eher aus Interesse wissen, ob es in absehbarer Zeit Änderungen geben wird oder soll. Denn irgendwann ist man ja auch von den ganz schlimmen Vollbandspangen oder wie die heißen zu den Brackets übergegangen (doch wahrscheinlich schon maßgeblich aus ästhetischen Gründen!?) und irgendwann könnte doch dann auch der nächste Schritt folgen..aber wie du schon gesagt hast, in Deutschland siehts da zumindest wenn man unter 18 ist schon wesentlich besser aus als in den meisten anderen Ländern.
     
  4. Trinity

    Trinity Well-Known Member

    Es ist schon ok kritisch rüberzukommen:). Wenn sich daraus eine gute Diskussion entwickelt, ist es das auf jeden Fall wert.

    Mir ist noch eingefallen, dass ja theoretisch auch der andere Weg gangbar wäre. Wenn die Hersteller der Brackets soweit mit den Kosten runtergehen würden, dass sie den Kosten der Standardbrackets entsprechen, könnten die KFOs auch diese einsetzen, ohne zusätzliche Ausgaben zu haben. Die GOZ gibt ja nur den Erstattungspreis für Brackets und Co. vor, was der KFO dafür einsetzt, bleibt ihm überlassen.

    Ich stelle mir das ähnlich vor wie bei den Füllungen: Die KK bezahlt die Kosten für eine Amalgamfüllung. Es gibt aber Zahnärzte, die nicht mehr mit Amalgam arbeiten und Zement als keine Alternative sehen. Die setzen also (leider oft schlechtere) Kunststofffüllungen ein, obwohl sie daran fast nichts mehr verdienen (Arbeitsaufwand relativ hoch).

    So oder so, müsste eine der beiden Seiten in den sauren Apfel beißen - voraussichtlich wird das keine tun :).
     
  5. Blätterwald

    Blätterwald Member

    Ich habe mal eine Frage zu den hochelastischen Bögen..... gibt es Studien zu den positiven Effekten? :eek: Ich lese immer nur was von angenehmer (Druckgefühl) und schonender für die Zahnwurzel.... aber gibt es Studien?
     
  6. Blätterwald

    Blätterwald Member

    Krankenkassen bezahlen sie nicht. In Netz konnte ich dies finden:

    Frank Weiland: Kontinuierliche versus nicht-kontinuierliche Kräfte in der Kieferorthopädie. Die Wirkung

    auf initiale Zahnbewegung und Wurzelresorption- Quintessenz – Verlag Berlin, 2001 A 880

    Habilitationsarbeit 2001

    Klinische Untersuchung der Auswirkung von Zahnbewegungen durch hochelastische NiTi Drähte in


    Relation zu Edelstahldrähten bei gleichen Drahtstärken.

    Externe apikale Wurzelresorptionen stellen die wichtigste lokale Nebenwirkung der kieferorthopädischen

    Zahnbewegung dar. Neben patiententypischen Einflussfaktoren spielen Art und Größe der verwendeten

    Kraft eine wichtige Rolle.

    In tierexperimentellen und humanen Untersuchungen wurde nachgewiesen, dass kontinuierliche Kräfte,

    wie diese von pseudo-elastischen (hochelastischen) Materialien generiert werden, zu ausgeprägteren


    Resorptionen Anlass geben als nicht–kontinuierliche Kräfte wie Edelstahldrähte.

    GKV-Spitzenverband untersucht KFO-Aufklärung: Feste Klammer - Behandlungsdrähte – G. Risse

    Artikel 1; CMD-Institut: Sept. 2016

    www.cmd-institut.de // dr-risse@cmd-kfo.de Seite 4 von 5

    Ergebnisse bezügliche der Wurzelresorptionen, F. Weiland von 2001:




    Gibt es den noch mehr Studien? Was wisst ihr über hochelastische Bögen?
     

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